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Der Beamte kommt spät abends nach Hause und hat einen dicken, großen blauen Fleck mitten im Gesicht!
Was sagt seine Ehefrau, als sie ihn sieht?
“Na, mal wieder auf dem Stempelkissen eingeschlafen?”
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So einfach haben wir es uns natürlich nicht gemacht. Unsere blauen Flecken sind echt.
Bevor ich aber berichten kann, muss Zeit sein für etwas Political Correctness:
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Peaceful Disclaimer (Vorsicht Langweilig!)
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Paintball hat einen schlechten Ruf, das ist klar. Vor allen nachdem einige rechte Dumpfbacken und Schlechtmenschen ihre Wehrsportübungen als Paintball schönreden wollten, ist es klar in ein politisches Eck gerückt, wo es eigentlich nicht hingehört. Und aufeinander Schiessen ist sowieso böse.
Zur Klarstellung möchte ich daher einige Worte verlieren:
1. Ich bin überzeugter Grünwähler und habe mit „Rechts“ garantiert nichts am Hut.
2. Aus bürokratischen Gründen wurde ich nie eingezogen, war aber prinzipiell zum Zivildienst gemeldet und würde aus Überzeugung niemals zum Heer gehen.
3. Ego-Shooter am Computer finde ich stumpfsinnig und sinnlos.
4. Paintball macht trotzdem Spass.
Ich gehe sogar noch weiter: Ich finde Paintball ist ein wichtiger Beitrag zur Friedenserziehung.
Absurd? OK, ich lege Argumente nach:
Irgendwie leiden wir ja alle an der Illusion der relativen Unsterblichkeit. Wir wissen zwar intellektuell, dass das nicht so ist, aber wir gehen ständig davon aus, dass es uns schon nicht erwischen wird. Die Autounfälle passieren ja auch nur den anderen. „Mir wird schon nichts passieren!“
Verstärkt wird das natürlich noch durch den Hollywood-Effekt: Der Held stirbt nie. Und wer ist der Held? Natürlich wir selbst.
Und Geschichten vom Krieg haben wir natürlich auch nur von denen persönlich gehört, die den Wahnsinn überlebt haben.
Und dieses Sammelsurium an Effekten ist die einzige Möglichkeit für Soldaten in den Krieg zu ziehen. „Mir passiert schon nichts“.
Und mit dieser gefährlichen Illusion macht Paintball radikal Schluss. Tatsache ist: Du wirst getroffen und es tut weh. Und du bist verdammt froh, dass es nur eine Farbkugel ist. Nicht dein Nachbar wird getroffen (OK, der auch) sondern du selbst. Soeben kniest du noch im Gras und jetzt bist du raus. Zum Glück nur für ein Spiel und nicht für immer. Ganz konkret bist du es selbst, dem das passiert. Der Held. Ein tragischer in diesem Fall.
Und daher behaupte ich: Jeder, dessen IQ den durchschnittlichen IQ eines ostafrikanischen Ochsenfrosches übersteigt wird danach nicht mehr in einen Krieg ziehen, sondern jede erdenkliche Möglichkeit nutzen, dem zu entkommen.
Weil er weiss, dass es ihn tatsächlich leicht selbst erwischen kann. Weil er weiss, dass es verdammt schnell gehen kann.
Und das ist auch der große Unterschied zu Ego-Shootern: Paintball tut ganz konkret weh.
So, das könnt ihr mir jetzt abnehmen oder nicht. Ich bin überzeugt davon.
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OK, zurück zum Thema:
Was treibt Menschen, die man frei nach Douglas Adams wohl als „mostly harmless“ beschreiben könnte, dazu, sich gegenseitig Farbkugeln auf den Pelz zu knallen? Ich meine, dass tut verdammt weh. Mein größter blauer Fleck hat immerhin fast 5 cm Durchmesser und schillert in Farben, die sich irgendwie aus Aua-Blau, Weh-Grün und VerdammtNochMal-JetztBinIchWieder-DranGestossen-Gelb zusammensetzen.
Vernunft als primäre Motivation können wir also ausschließen.
Tatsache ist: es macht einfach Spass. Mittlerweile hat es sich ja herumgesprochen, dass Männer im Grunde nicht erwachsen werden. Und das ist gut so.
Also spielen wir auch mit 30 oder 40 immer noch Räuber und Gendarm und bauen Baumhäuser. Immerhin warten wir nicht mehr darauf, dass uns Mama danach einen Kakao macht. Was will man mehr erwarten?
So rennt man also wie ein Verrückter durch die Landschaft und schmeißt sich hinter die nächste Deckung. Erst mal Luft holen. Die Farbkugeln zischen rundherum ins Gras und poppen auf das Holz. Der Kopf bleibt also vorerst einmal unten, bunte Haare schauen ab einem gewissen Alter nur noch peinlich aus.
Dann ein vorsichtiger Blick aus der Deckung heraus. Wenn man Glück hat, wird man nicht gleich gesehen. Wenn man kein Glück hat, kann man seine Maske putzen gehen.
Die Luft scheint rein zu sein, also besteht die Chance ein paar Meter gut zu machen und zur nächsten Deckung zu rennen.
OK, ein Spieler der gegnerischen Mannschaft ist in Sicht, also gilt es rasch ein paar Farbkugeln loszuwerden. Schnell sind 10 Kugeln rausgejagt, die wirkungslos rund um den Spieler verpuffen. Genauigkeit ist nicht die Stärke der Markierer. Besser Zielen wäre aber natürlich auch von Vorteil, aber dann müsste man weiter aus der Deckung raus.
Jetzt passt es endlich. Treffer. Der Gegner hebt die Hand, um zu zeigen, dass er raus ist.
Zufriedenheit.
AUA, da prasseln schon die Kugeln auf dir ein, zwei Gegner haben dich gleichzeitig ins Feuer genommen und treffen auch. Zu weit vorgewagt.
Hand hoch, damit sie das Feuer einstellen. Ist schon gut, ich bin eh schon weg.
Das ganze ist natürlich, so wie vieles das Spass macht, hochgradig sinnlos. Aber wenn ich scharf nachdenke, dann stimmt das für alle Aktivitäten, die wir bisher im Kuriositätenkabinett gemacht haben. Also passt es.
Ich danke für die Aufmerksamkeit,
Andreas
Einige haben es ja schon herausgefunden: Wenn man auf die Bilder klickt, sieht man eine größere Version 🙂
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